Der Beckenboden spielt in der Männergesundheit eine zentrale, aber oft unterschätzte Rolle. Er besteht aus mehreren Schichten von Muskeln, Bindegewebe und Faszien, die den unteren Abschluss des Beckens bilden. Seine Funktionen sind vielfältig und betreffen urologische, sexuelle und anorektale Aspekte.
Hier eine strukturierte Übersicht über seine medizinische Bedeutung:
🩺 Anatomie und Funktion
Der männliche Beckenboden:
- besteht hauptsächlich aus dem Musculus levator ani, Musculus coccygeus und den umgebenden Schließ- und Stützstrukturen,
- stützt die Blase, Prostata und das Rektum,
- kontrolliert gemeinsam mit Schließmuskeln den Harn- und Stuhlabgang,
- spielt eine Rolle bei der Stabilisierung des Rumpfes und der Wirbelsäule.
💧 Kontinenz (Blasen- und Darmschutz)
Der Beckenboden ist wesentlich für die Harnkontinenz:
- Der äußere Harnröhrenschließmuskel (Teil des Beckenbodens) hält den Urin zurück.
- Nach einer Prostataoperation (z. B. radikale Prostatektomie) kann es zu einer Schwächung kommen → Belastungsinkontinenz.
- Beckenbodentraining hilft, die Kontrolle wiederzuerlangen.
Auch die Stuhlkontinenz hängt von der Koordination zwischen Beckenboden und Schließmuskeln ab.
🍆 Sexuelle Gesundheit
Der Beckenboden beeinflusst:
- die Erektionsfähigkeit, da er die Durchblutung der Schwellkörper unterstützt (v. a. durch den Musculus bulbospongiosus und ischiocavernosus),
- die Ejakulation, indem er rhythmische Kontraktionen erzeugt,
- die Orgasmusintensität, die durch bewusste Kontrolle dieser Muskeln gesteigert werden kann.
Ein trainierter Beckenboden kann also erektile Dysfunktion und vorzeitige Ejakulation positiv beeinflussen.
🧘♂️ Schmerzsyndrome und Funktionsstörungen
Dysfunktionen des Beckenbodens können zu chronischen Beckenschmerzen führen, etwa beim:
- chronischen Beckenschmerzsyndrom (CPPS / Chronic Pelvic Pain Syndrome),
- Prostatitis-ähnlichen Beschwerden ohne bakterielle Ursache,
- Muskelverspannungen im Beckenboden, die Schmerzen in Penis, Hoden oder Damm verursachen.
Physiotherapeutische Behandlungen (z. B. Biofeedback, Entspannungstraining, Myofaszialtechniken) sind hier oft wirksam.
🏋️♂️ Prävention und Rehabilitation
Ein gezieltes Beckenbodentraining ist sinnvoll:
- präventiv zur Vorbeugung von Inkontinenz und Potenzproblemen,
- rehabilitativ nach Operationen im Beckenbereich (z. B. Prostataentfernung),
- therapeutisch bei Funktionsstörungen, Schmerzen oder Erektionsstörungen.
⚖️ Zusammenfassung
| Stützfunktion | Stabilisiert Beckenorgane und Rumpf |
| Kontinenz | Kontrolle über Blasen- und Darmentleerung |
| Sexualfunktion | Unterstützt Erektion, Ejakulation und Orgasmus |
| Schmerzregulation | Beeinflusst chronische Becken- und Prostatabeschwerden |
| Rehabilitation | Zentrale Rolle nach urologischen Eingriffen |